Machst Du etwas aus purer Leidenschaft? Oder aus Disziplin? Brennst Du für das, was Du tust? Oder tust Du, was getan werden muss? Was treibt Dich an: Motivation oder Willenskraft?
Ich habe eine Klientin, nennen wir sie Nathalie. Sie ist noch nicht allzu lange bei mir und ich vermute, sie bleibt auch nicht lange. Denn Nathalie ist hochmotiviert, ihre Ziele zu erreichen. Und so marschiert sie unbeirrt und voller Leidenschaft auf sie zu. Ich bin zutiefst beeindruckt von dieser jungen Frau, die als ängstliche Raupe zu mir kam und sich mehr und mehr in einen wunderschönen, weltoffenen Schmetterling verwandelt, weil sie dafür brennt, endlich befreit leben zu können.
Und dann ist da Kevin, ein ebenfalls ziemlich junger Klient. Er hat aufgrund eines Traumas in der Kindheit einen Tic entwickelt, der auf andere ziemlich verstörend wirkt. Dieser Tic verhindert, dass Kevin Anschluss findet und ein seinem Alter entsprechendes Leben führen kann. Sein Kopf sagt, dieses unschöne Verhalten muss weg. Aber sein Herz will sich noch nicht wirklich davon verabschieden, schließlich bietet der Tic auch Schutz. Also versucht Kevin mit schierer Willenskraft sein Muster aufzulösen. Doch sobald irgendetwas Unerwartetes passiert, ist die Disziplin dahin und das, was er tun wollte, wird auf morgen verschoben. Morgen ist er dann sauer auf sich, weil er wieder einmal nicht genug Disziplin hatte. Und so geht es weiter. Bis er bereit sein wird, das Muster zu durchbrechen. Bis er darauf brennt, endlich befreit leben zu können.